Prof. Dr. Fritz Haller

Fritz Haller

Nachruf auf Professor Fritz Haller

Fritz Haller lehrte und forschte von 1977 bis 1990 am Institut für Baugestaltung, Baukonstruktion und Entwerfen und von 1990 bis zu seiner Emeritierung 1992 am Institut für industrielle Bauproduktion der TH Karlsruhe. Haller gehörte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den einflussreichsten Architekten der Schweiz. Gemeinsam mit den ebenfalls aus der Region Solothurn stammenden Architekten Alfons Barth, Franz Füeg, Max Schlup und Hans Zaugg war Haller seit den 1950er Jahren als Vertreter der sogenannten Solothurner Schule weit über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannt, nahm durch seine großes Forschungsspektrum allerdings eine eigenständige Position ein. Haller, der zwischen 1966 und 1971 an Konrad Wachsmanns Institut an der University of Southern California in Los Angeles forschte, ließ nie daran zweifeln, dass es ihm um eine erweiterte Vorstellung von Architektur ging. Sich mit dem Bauen auseinanderzusetzen, hieß für ihn nicht nur über Konstruktionssysteme und Planungswerkzeuge zu diskutieren, sondern auch nach der gesellschaftlichen Rolle des Architekten zwischen Konvention und Fortschritt zu fragen.

Fritz Hallers Œuvre umfasst ein beachtliches Spektrum ganz unterschiedlicher Bauten und Projekte: Wohn- und Geschäftshäuser ebenso wie Industriehallen und Maschinenfabriken. Zu seinen frühen Bauten zählt eine Reihe von Schulhäusern, durch die er sich früh den Respekt des internationalen Architekturdiskurses gesichert hatte. Zu nennen sind beispielsweise die Projekte Primarschule Wasgenring (1951-1954), Schule Bellach (1959-60), Kantonsschule Baden (1962-1964) oder die Höhere Technische Lehranstalt Brugg-Windisch (1964-1966).

Unter dem Einfluss einer zunehmend durch Miniaturisierungsprozesse geprägten Welt, bewegte sich Hallers Denken an den Grenzen eines Fragenspektrums entlang, das von ersten Experimenten mit Geometriemodellen zu Beginn der 1960er Jahre, den Entwürfen der Baukasten- und Installationssysteme MINI, MIDI und MAXI sowie des inzwischen weltweit bekannten USM Möbelsystems, bis hin zur Planung von globalen Stadtmodellen und der Entwicklung von Software an der TH Karlsruhe der 1990er Jahre reicht.

Auf die Frage, ob er Architektur nicht auch als Kunst verstehen würde, antwortete Haller einmal: „Jeder Mensch hat die Chance, Kunstwerke zu erzeugen. Ich habe das Bauen gewählt, um mich selbst und alles was geschieht zu verstehen. Davon lebe ich.“ Entwerfen, um zu erkennen - Diesem Credo blieb er Zeit seines Lebens treu. Fritz Haller verstarb am 15. Oktober 2012 in Solothurn, nur wenige Tage vor seinem 88. Geburtstag.

 
Prof. Dr. Georg Vrachliotis
Fachgebiet Architekturtheorie

 

  •  1924 am 23. Oktober geboren in Solothurn.
  • 1941-1943 Berufslehre
  • 1943-1948 Angestellter bei verschiedenen Architekten in der Schweiz
  • 1948/49 Angestellter bei Van Tijen und Maaskant in Rotterdam
  • ab 1949 selbständiger Architekt in Solothurn, bis 1962 zusammen mit Vater Bruno Haller. 1956 Aufnahme in den BSA, Bund Schweizer Architekten
  • 1966-1971 Zeitweise Gastprofessor am Bauforschungsinstitut von Konrad Wachsmann, University of Southern California, Los Angeles
  • 1974 Honorarprofessor Universität Stuttgart
  • 1977 bis 1992 ordentlicher Professor Universität Karlsruhe (TH), Institut für Baugestaltung, Baukonstruktion und Entwerfen (1977-90) und Institut für industrielle Bauproduktion (1990-92)
  • 1992 Ehrendoktorwürde der Ingenieurwissenschaften der Universität Dortmund


Wichtigste ausgeführte Bauten
1951-1954 Primarschule Wasgenring, Basel (Projekt)
1959, 1987 Quartierschule, Solothurn
1957-1960 Schule Bellach bei Solothurn
1958-1962 Sekundarschule Wasgenring, Basel
1960-1964 Kantonschule, Baden
1961-1963, 1971, 1979, 1987 Betriebsanlage USM, Münsingen
1962-1966 Höhere Technische Lehranstalt, Brugg-Windisch
1963-1965, 1975, 1985, 1990 Maschinenfabrikation, Bellach
1967/68 Wohnhaus Piguet, Lostorf
1968/69, 1986 Wohnhaus Schärer, Münsingen
1970/71 Wohnhaus Fässler, Möringen
1970/71, 1972, 1980, 1985, 1990 Maschinenfabrik Mikron, Boudry
1976/77 Wohnhaus Hafter, Solothurn
1978-1982 SBB Ausbildungszentrum Löwenberg, Murten (mit A.Barth und H. Zaugg)
1982/83, 1987 Betriebsanlage USM, Bühl
1990/91 Gartencenter Wyss, Aarau
1984-1993 Erweiterung Kantonschule, Solothurn

Projekte und Auszeichnungen

1967 Eigenschaften ausgezeichneter Punkte in regulären geometrischen Systemen
1970 Lehr- und Forschungszentrum ETHL Dorigny mit A.Barth und H. Zaugg
1970 Totale Stadt – ein globales Model
1970 Planung Zentrum Biel (Biel 2000)
1971 Auszeichnung für das USM-Haller-System (Resources Council Inc. USA)
1973 Best Design in Steel (American Iron and Steel Institute USA)
1976 Kunstpreis des Kantons Solothurn
ab 1982 Armilla – ein Installationsmodell: Instrumentarium zur EDV-gestützten Planung von Leitungssystemen in hochinstallierten Gebäuden
1986 Werkanlage Braun, Melsungen
1988 Medien-Center Halensee, Berlin
1989 Stuag-Werkhöfe